Nachhaltigkeit im Bauwesen: So entstehen nachhaltige Gebäude

Umweltfreundlich und ressourcenschonend: Nachhaltige Gebäude als Häuser der Zukunft sind beliebter denn je. Wer heutzutage ein Haus bauen möchten, setzt sich häufig mit dem Thema "Nachhaltigkeit" auseinander. Dabei ist Nachhaltigkeit im Bauwesen eine komplexe Angelegenheit: Vom Einsatz erneuerbarer Energien über nachhaltige Materialien bis hin zum KfW-40-Standard - die Liste zu beachtender Aspekte ist lang. Nachhaltiges Bauen ist dabei nur eine von vielen wichtigen Komponenten. Vielmehr geht es darum, wie in einem Haus nachhaltig gelebt bzw. wie ein Gebäude ganzheitlich nachhaltig genutzt werden kann. Das Konzept eines nachhaltigen Gebäudes geht also über sein nachhaltiges Errichten hinaus. Welche Merkmale gehören dazu? Wie wird klimaneutral gefertigt? Und worauf sollte bei der Auswahl von Baustoffen geachtet werden? Diese und weitere Fragen wollen wir hier beantworten.

07 Feb 2022

Wesentliche Merkmale eines nachhaltigen Gebäudes

Für die Errichtung eines Gebäudes und seine Nutzung sind eine Reihe von Materialien und Medien erforderlich (Abbildung 1). Energie, Luft, Wasser und Licht spielen dabei alle eine wichtige Rolle. Soll dann dabei dem Grundsatz der Nachhaltigkeit entsprochen werden, sind ökonomische, ökologische und soziokulturelle Aspekte zu berücksichtigen. So kann auch für zukünftige Generationen eine intakte Umwelt und gleiche Lebenschancen erhalten bleiben. Details dazu finden Sie im Blogbeitrag „Nachhaltiges Bauen“.

Abbildung 1: Die für ein Gebäude erforderlichen Medien und Materialien.

Für den Bau und die Nutzung nachhaltiger Gebäude sollten folgenden Merkmale beachtet werden:

  • CO2 neutrale Fertigung und Nutzung
  • Baustoffe und deren Wiederverwertbarkeit (Recycling)
  • Erhöhung der Ressourceneffizienz für nachhaltige Gebäude wie Energieeffizienz, Energiegewinnung, Heizung, Kühlung, Raumlüftung, Raumlicht, Beleuchtung und Wassereffizienz
  • Verwertung des Baumaterials eines Gebäudes nach dem Ende seiner Nutzung

Zur Einführung werden zunächst die ersten beiden Punkte CO2-neutrale Fertigung und Nutzung von Gebäuden sowie Recycling-Baustoffe näher beleuchtet.

CO2-neutrale Fertigung und Nutzung: Das zeichnet nachhaltige Gebäude aus

Bei der Bereitstellung der für ein Gebäude erforderlichen Materialien fallen unterschiedliche Erschließungs- bzw. Bereitstellungs-, Produktions- und Einbauprozesse an. Jeder dieser Prozesse ist mit der Emission einer spezifischen Menge von Spurengasen verbunden. Dabei geht es vor allem um die klimarelevanten Treibhausgase, insbesondere um das Kohlendioxid (CO2). Vereinfacht soll hier das CO2 für die Gesamtheit der emittierten Spurengase stehen. Der CO2-Fußabdruck für die Bereitstellung und den Einbau eines bestimmten Bauteils z. B. eines Fensters kann nur schwer und ungenau ermittelt werden. Um die jeweilige Gesamtmenge der Emissionen zu bestimmen, hilft eine Lebenszyklusanalyse. Diese ist auch bekannt als Umweltbilanz, Ökobilanz oder englisch life cycle assessment bzw. LCA. Dabei werden sämtliche Umweltwirkungen während der Produktion, der Nutzungsphase und der Entsorgung eines Produktes oder Bauteils erfasst. Ebenfalls berücksichtigt werden auch die damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozesse z. B. die Herstellung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe.

Verfahren und Elemente einer Lebenszyklusanalyse sind zumindest ansatzweise nach DIN EN ISO 14040 und 14044 geregelt. Die hier betrachtete Emission von Treibhausgasen (exemplarisch des CO2) bildet dabei nur einen Teil einer umfassenden Lebenszyklusanalyse. Aber auch im Verlauf der Nutzung eines Gebäudes bzw. der einzelnen Bauteile des Gebäudes entstehen Treibhausgasemissionen, die vom Nutzungsverhalten und den spezifischen Eigenschaften der einzelnen Bauteile abhängen. Ziel bei der Erstellung und dem Gebrauch von Gebäuden, ist die Minimierung des CO2-Fußabdrucks. Das zeichnet nachhaltige Gebäude aus.

Recycling: Baustoffe und deren Wiederverwertbarkeit

Bei der Errichtung eines nachhaltigen Gebäudes sollten Baustoffe ausgewählt werden, die

  • aus nachwachsenden,
  • gut wiederverwertbaren,
  • lokal bis regional vorhandenen und
  • lange verfügbaren Rohstoffen bestehen.

Dies bedeutet etwa, dass bei der Herstellung des Baustoffs oder eines Bauproduktes möglichst geringe Umweltbelastungen bzw. CO2-Emissionen auftreten sollten. Holz und Stroh sind gute Beispiele solcher Recycling-Baustoffe.

Die Nachhaltigkeit und mögliche Umwelteinflüsse eines Bauteils lassen sich anhand von Umweltproduktdeklarationen (englisch: Environmental Product Declaration, EPD) beurteilen. Dabei spielt die Ressourceneffizienz, die in den Produktdeklarationen nach ISO/TR 14025 spezifiziert wird, eine besonders wichtige Rolle. Von Bedeutung ist auch die Verwendung von rohstoffnahen Produktformen sowie von lokal vorrätigen Materialien. Mit ihrer Verwendung lassen sich resultierende Transportwege und somit mögliche Schadstoffbelastung reduzieren bzw. minimieren.

Im Hinblick auf die Auswahl geeigneter Baustoffe/Bauteile sollte auch darauf geachtet werden, dass die möglichen Umweltbelastungen im Verlauf ihres Gebrauchs über die Lebensdauer das Gebäudes mitberücksichtigt werden. Dabei sind drei weitere Punkte von besonderer Bedeutung:

  • Ein Baustoff oder Bauteil sollte nie einzeln, sondern immer ganzheitlich im Gebäudekontext betrachtet werden.
  • Generell sollte auf eine sparsame Bauweise und auf die Minimierung des Materialverbrauchs geachtet werden. So sollte etwa auf ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen der Stärke von Innen- und Außenwänden auf der einen und die Vermeidung von Störungen (etwa Lärmbelästigung) innerhalb des Gebäudes bzw. von außen nach innen geachtet werden. Dabei wird man bei einem nachhaltigen Gebäude einen nicht ganz perfekten Schallschutz zugunsten einer geringeren Dämmung bzw. Wandstärke im Innenbereich in Kauf nehmen.
  • Bei der Erstellung eines Gebäudes sollten Baustoffe mit ähnlich langen Lebenszyklen ausgewählt werden. Auf diese Weise wird erreicht, dass bei Sanierungsmaßnahmen weniger ausgetauscht werden muss. Damit kein großer Aufwand bzw. keine hohe Kosten entstehen. Außerdem wird verhindert, dass Baustoffe/-teile vor Ablauf ihres eigentlichen Lebenszyklus‘ ausgebaut oder entsorgt werden müssen.

Schließlich sollte bei der Auswahl von Baustoffen und Bauteilen auf ihre Wiederverwertbarkeit bzw. Recyclefähigkeit nach dem Ende der Lebensdauer eines Gebäudes und seine möglichst einfache Rückbaubarkeit geachtet werden (s.u.). Dabei spielen die

  • Weiternutzung,
  • die Wiederverwendung,
  • die getrennte Verwertung und
  • die getrennte Entsorgung/Deponierung

von Baustoffen und deren unproblematische Trennbarkeit in unterschiedliche Materialien eine wichtige Rolle. Bei letzterem ist die Art der Verbindungen im Hinblick auf die Demontierbarkeit/ Trennbarkeit von Bedeutung.

Letztendlich geht es bei nachhaltigen Gebäuden sowohl beim Bau also auch bei der Nutzung darum, Emissionen auf ein Minimum zu reduzieren. Dafür können, wie erläutert, im ersten Schritt entsprechende Recycling-Baustoffe genutzt werden. Im nächsten Schritt rückt die Nutzung der Gebäude im Hinblick auf eine hohe Ressourceneffizienz von Luft, Wasser, Licht oder auch Energien für Heizung und Strom in den Vordergrund. So entstehen dann nachhaltige Gebäude.

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